large hero opener blog picture
Karriere

Die Zukunft der Fotografie in Zeiten von KI

Peter Berger ist Berufsfotograf und Fachbereichsleiter am WIFI Wien. Wir wollten von ihm wissen, welchen Einfluss die KI für die Zukunft der Fotografie hat und wie sich Berufsfotograf:innen darauf einstellen können.

Herr Berger, Bilderstellung mit KI (Künstlicher Intelligenz) ist bereits allgegenwärtig. Hat die Berufsfotografie überhaupt noch eine Zukunft?

Diese Frage ist tatsächlich berechtigt. Um sie zu beantworten, müssen wir die einzelnen Sparten der Fotografie trennen. Die Stockfotografie trifft es derzeit am härtesten. In der Produkt- und Werbefotografie gibt es große Veränderungen. Fotos von Personen, Events und Reportagen wird es immer geben und kann durch keine KI-generierten Bilder ersetzt werden.

Also hat die KI keine negative Auswirkung auf Berufsfotograf:innen?

Nur auf jene, die sie nicht nutzen. KI ist bereits in vielen Dingen integriert, ohne, dass wir sie bewusst zur Kenntnis nehmen: im Autofokus, in der Motiverkennung und Bereichen der Nachbearbeitung. Wir nutzen sie also bereits täglich.

Mit der KI-Bilderstellung wird es ähnlich kommen: Wir werden Teile davon selbstverständlich nutzen, wenn wir Dinge aus einem Bild entfernen, den Bereich eines Fotos erweitern, den Stil verändern, ein Bild stark vergrößern oder eine Videosequenz aus einem Foto generieren wollen.

Wir erleichtern also unsere Arbeit und können Dinge tun, die vorher nicht möglich waren. Diesem „alles wird besser und geht schneller“ steht natürlich der Wegfall einiger fotografischer Bereiche gegenüber.

Was empfehlen Sie daher Berufsfotograf:innen?

Aufmerksam bleiben, sich über neue Tools und Möglichkeiten informieren und die KI nicht als Bedrohung empfinden. Die Chancen erkennen und rechtzeitig adaptieren. Ab Herbst 2024 bieten wir einen Kurs zu diesem Thema an: KI-Bilderstellung für Berufsfotograf:innen.

Wie sehen Sie die Auswirkung von KI-Bildern auf die Amateurfotografie?

Nachdem der Weg zu einem „perfekten“ Bild immer leichter wird, nimmt auch die Anerkennung ab. Die Motivation mit der Kamera hinauszugehen wird weniger dieses perfekte Foto sein, sondern der Prozess des Fotografierens an sich. Die Motivsuche, die Auseinandersetzung mit der Kamera und der Umwelt, etwas erleben, das ist eine Zeit, die wir sehr genießen, die uns glücklich macht.

Die Fotos, die dabei entstehen, werden anders sein: authentischer, persönlicher und mehr über uns aussagen als über das Motiv. Wir werden in diesen Fotos eine emotionale Intelligenz erkennen anstatt einer künstlichen.

Wer sich in diesem Team eher abgeholt fühlt, dem kann ich einen neuen Kurs über Achtsamkeit und Fotografie sehr empfehlen: Achtsames Fotografieren.

Abschließend die Frage: Kann KI Kunst?

Darauf gibt es nur eine Gegenfrage: Was ist Kunst? Auf diese Diskussion möchte ich mich nicht einlassen. Eine gemäßigtere Frage wäre: Kann ein KI-generiertes Bild kreativ sein?

Das muss ich für mich mit Ja beantworten. Kreativität bedeutet, aus vielen Eindrücken bekannter Dinge etwas Neues zu schaffen. Das macht die KI mehr oder weniger. Manche Ergebnisse wirken enorm kreativ.

Ob Kreativität auch einer menschlichen Komponente, einem Bewusstsein bedarf, muss jede:r für sich selbst entscheiden.



Peter Berger ist Berufsfotograf und Fachbereichsleiter am WIFI Wien.
 

Bildcredit: © chathuporn – stock.adobe.com (Titel)

Filter setzen closed icon