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Immer mehr Menschen fühlen sich in ihrem Job unglücklich, unter Druck oder ausgebrannt. Ein zentraler Grund dafür ist der Verlust von Wertschätzung in der Arbeitswelt. Doch wie kam es dazu, und warum erleben wir diese Entwicklung?
Vom Klassenzimmer bis zum Büro: Der Verlust der Wertschätzung
Das Problem beginnt bereits in der Schule, wo wir auf Konkurrenz und Leistung getrimmt werden. Fehler oder eigene Sichtweisen gelten als hinderlich. Diese Haltung führen wir später in die Arbeitswelt fort. Glücklicherweise wandelt sich das Schulsystem langsam, aber wofür wurden wir ursprünglich trainiert? Nicht für Kreativität oder Zusammenarbeit, sondern dafür, zu funktionieren und Anweisungen zu befolgen.
Arbeit in der Zeit der Industrialisierung
Während der Industrialisierung war dieses Verhalten notwendig. Menschen wurden als Erweiterung der Maschinen gesehen – ein Gedanke, der im Taylorismus (Frederick W. Taylor, Anfang 20. Jahrhundert) fest verankert war. Der Mensch war nur ein Produktionsfaktor, dessen Effizienz maximiert werden sollte. Auch das Konzept des Homo Oeconomicus, das den Menschen als rationalen und eigennützigen Akteur beschreibt, prägte diese Sichtweise. Gefühle und Individualität spielten keine Rolle.
Die Spuren des Taylorismus heute
Obwohl diese Denkweisen veraltet erscheinen, finden sich ihre Elemente noch heute in vielen Unternehmen. Dazu gehören:
- Zielvereinbarungen: Individuelle Leistungsziele erinnern an die Effizienzsteigerungsideen des Taylorismus.
- Kurzfristige Erfolge: Der Fokus auf schnelle Ergebnisse verdrängt langfristiges Denken.
- Leistungsüberwachung: Digitale Tools ermöglichen eine ständige Kontrolle der Mitarbeitenden.
- Wettbewerbskultur: Oft stehen Mitarbeitende in Konkurrenz zueinander, statt zusammenzuarbeiten.
Warum viele Menschen sich nicht wohlfühlen
Mitarbeitende fühlen sich häufig nicht wertgeschätzt und als bloßes Mittel zum Zweck gesehen. Kein Wunder, dass der Begriff „Work-Life-Balance“ so verbreitet ist, als ob Arbeit nicht zum Leben gehören würde. Doch warum hat sich das so entwickelt?
Menschlichkeit zurück in die Arbeitswelt bringen
Was wäre, wenn Arbeit wieder menschlicher gestaltet würde? Führung ist mehr als Management, sie bedeutet, Menschen zu fördern und zu unterstützen. Bodo Janssen, Geschäftsführer von Upstalsboom, bringt es in seinem Buch „Das neue Führen“ (2023) auf den Punkt: „Die Welt ist aus den Fugen geraten, weil wir begonnen haben, die Menschen zu nutzen und die Dinge zu lieben.“ Sein Unternehmen stellt den Menschen in den Mittelpunkt – und der Erfolg gibt ihm recht: Zufriedene Mitarbeitende, wenig Fluktuation und kaum Krankenstände.
Führung neu denken: Der Mensch im Zentrum
Wenn Unternehmen den Menschen in den Fokus rücken, entsteht eine neue Dynamik. Statt nur nach Lösungen zu suchen, kann die Frage lauten: Wer aus dem Team kann das Problem am besten lösen? Diese Kultur der Wertschätzung fördert die mentale Gesundheit und den langfristigen Erfolg eines Unternehmens.
Karin Streicher ist Wirtschafts- und Organisationspsychologin sowie Referentin am WIFI Wien und NÖ für betriebliches Gesundheitsmanagement und Kommunikation im HR-Management-Lehrgang. Sie ist zudem Inhaberin von MINDOLOGY ® Solutions for Mental Excellence, einem Unternehmen, das die mentale Gesundheit von Mitarbeitenden und Führungskräften in den Mittelpunkt stellt.
Bildcredits: © bernardbodo | stock.adobe.com