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Die Bewerbung eines Produkts ist im Vergleich mit der Vermarktung der eigenen Person relativ einfach. Doch die eigene Positionierung sollte keinesfalls vernachlässigt werden – egal, ob Sie sich als Unternehmer/-in von der Konkurrenz abheben oder ob Sie Ihre Leistung als Mitarbeiter/-in in ein besseres Licht rücken wollen. Lisa Solta im Interview über Selbstbewusstsein, die Suche nach dem US(B)P und den Wert der eigenen Leistung.
WIFI Wien: Ist Selbstvermarktung nicht auch eine Art Selbstfindung? Gibt es einen psychologischen Aspekt?
Lisa Solta: Stärken stärken – Schwächen schwächen! Ein altbekannter Satz, der an sich auch stimmig ist. Die Auseinandersetzung mit sich selber ist immer sinnvoll und zielführend. Der Fokus meiner Trainings und Seminare liegt stets auf den Stärken. Viele Teilnehmer/-innen wissen oft gar nicht, was sie alles können, da sie sich jahrzehntelang mit dem auseinandergesetzt haben, was sie nicht können. Der psychologische Aspekt ist daher, die persönlichen Glaubenssätze zu erkennen, die persönlichen Stärken neu zu erfahren und diese aufzusagen, so lange, bis wir sie wirklich glauben. Zur Selbstvermarktung gehört eine intensive Auseinandersetzung mit den persönlichen Talenten, Ressourcen und Kompetenzen.
WIFI Wien: Wie kann man das Selbstbewusstsein stärken, um sich besser vermarkten zu können?
Lisa Solta: Im Wort per se stecken schon 3 unterschiedliche Zugänge und das bedeutet für mich eine Auseinandersetzung auf 3 Ebenen:
- Selbst: Ich selbst – das heißt, mein ganz persönliches ICH. Das Wort „selbst“ hat eine weitere, ganz andere Bedeutung, nämlich „auch, schon, sogar“. Zum Beispiel: Selbst bei starkem Regen haften diese Autoreifen perfekt auf der nassen Fahrbahn. Und jetzt gehen wir noch einen Gedanken weiter und bilden eine neue Wortkreation: das „Sogar-Bewusstsein“! Trotz widriger Umstände finde ich den bewussten Zugang zu meinem „Sein“. Dieser Gedanke stärkt!
- Bewusst: Der bewusste Zugang zu Dingen ist nicht immer bequem. Bewusstsein schaffen hat immer mit Veränderung und dem Lassen alter Verhaltensmuster zu tun. Nur in der Aktivität erfahren wir Mut und Willenskraft und können über unseren persönlichen Tellerrand blicken. Alles wichtige Parameter für die Selbstvermarktung.
- Sein: Ich bin – das ist wieder ein aktiver Zustand. Jetzt liegt es an mir, wie viel Aktivität ich in mich investieren möchte. Manchmal ist der Pfad zwischen Selbstbewusstsein und „Selbstbewusstsein“ sehr schmal. An der Oberfläche zu kratzen, wird hier nicht nachhaltig zum Erfolg führen.
WIFI Wien: Wie finde ich meinen USP?
Lisa Solta: Unique Selling Proposition (USP) steht für das Alleinstellungsmerkmal einer Person oder eines Produktes. Oft ist es schwer, diese Einzigartigkeit in Worte zu fassen, denn viele Dienstleistungen, Produkte und Angebote ähneln einander. Darum gebe ich zum USP noch ein B dazu – USBP! B steht für BETTER. In Unternehmen definieren viele Angestellte, die oftmals ähnliche Leistungen erbringen, ihren USP fast nur über das „B“. In der Selbstvermarktung als Unternehmer/-in sollte der US(B)P an oberster Stelle stehen. Der US(B)P beinhaltet die Kernbotschaften, die sich andere unbedingt merken sollen, nicht länger als 1 bis 2 prägnante Sätze. Was soll sich eine andere Person von mir, meiner Leistung, meinem Produkt merken? Welche Aspekte hätte ich gerne, die über mich weitererzählt werden? Woran sollen sich andere erinnern, wenn sie an mich, an meine Leistung, mein Produkt denken?
WIFI Wien: Thema Gehaltsverhandlungen: Kommt es nicht auf den/die Vorgesetzte/-n an, wie man sich als
Mitarbeiter/-in verhalten soll?
Lisa Solta: Gerade beim Thema Gehaltsverhandlung gibt es objektive Kriterien, wie Kollektivverträge und firmenspezifische Gehaltsschemen, an denen wir uns orientieren können. Also wäre ein Verhandeln gar nicht nötig. Und dennoch kennen wir alle die Spielräume und die unterschiedlichen Gehälter, die am Ende ausverhandelt werden. Eine Gehaltsverhandlung ist im Prinzip ein Verkaufsgespräch. Ich verkaufe mich, meine Leistung, mein Wissen, meinen Einsatz meine Qualifikation. Je überzeugender, desto besser. Erfolgreiche Gehaltsverhandlungen beginnen mit einer sorgfältigen Vorbereitung. Die Präsentation und Argumentation der eigenen Kompetenzen ist trainierbar. Das Einschätzen des/der Vorgesetzten ist von äußerster Wichtigkeit. Weiters gehört zum Verhandeln auch das Kennen des persönlichen NEINs. Bis hierher kann verhandelt werden und nicht weiter.
WIFI Wien: Wie finde ich als Mitarbeiter/-in heraus, wie viel meine Arbeitsleistung wert ist?
Lisa Solta: Natürlich gibt es Parameter (Ausbildungen, Arbeitszeiten, Stundenausmaß usw.) die bei Gehaltsverhandlungen eine Rolle spielen. Das heißt, welcher Mindeststandard wird durch meine Arbeitsleistung und Qualifikation abgedeckt? Geschickte Verhandler/-innen vergrößern dann den Kuchen und präsentieren ihren persönlichen einmaligen Nutzen für das Unternehmen. Sprich, welche zusätzlichen Kriterien werden über das Mindestmaß eingebracht? Gelingt das gut, sind Unternehmen bereit, dies monetär zu vergüten.
WIFI Wien: Wie finde ich als Unternehmer/-in heraus, wie viel meine Arbeitsleistung wert ist?
Lisa Solta: Die Fragen, die dieser vorausgehen sollten, lauten: Wie viel will/muss ich als Unternehmer/-in, als Selbständige/-r, mindestens verdienen? Wie viel sind meine Kunden/-innen bereit, für die erbrachte Leistung zu zahlen? Am Beginn einer Selbstständigkeit ist die Orientierung am Markt ganz wichtig. Wie arbeitet meine Konkurrenz, was machen die Mitbewerber/-innen? Wie und wo finde ich meine Nische, meine Positionierung, um mich oder mein Produkt vermarkten zu können? Wie groß ist mein Arbeitseinsatz und wie viel beträgt mein effektiver Stundensatz? Gegenüberstellungen zwischen dem persönlichen Mindeststundensatz und dem maximalen Arbeitseinsatz ermöglichen transparente Kalkulationen.
Bildcredits: (c) Lia Koltyrina/shutterstock