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Karriere

Innovativ nach System

In einem sich immer rascher wandelnden Umfeld sind innovative Ideen für Unternehmen heute essenziell, um im Wettbewerb zu bestehen. Doch auch jede/-r Einzelne kann mit kreativen Ansätzen punkten. Dass kreatives und innovatives Denken viel mit Systematik zu tun hat, weiß Experte DI (FH) Martin Amon.

Herr Amon, denken Sie, dass der Bedarf an innovativen Ideen heute größer ist als früher?

Martin Amon: Durch die Digitalisierung und durch den Einsatz neuer Technologien kommen Ideen heute oft aus überraschender Richtung. Tatsächlich sinkt die Lebensdauer von Unternehmen durch die höhere Geschwindigkeit der Veränderungen bzw. durch Innovationen, die immer rascher entstehen. Auch das World Economic Forum hebt Kreativität auf Platz 3 bei nachgefragten Soft Skills im Jahr 2020. Also ja, um wettbewerbsfähig und selbst attraktiv im Jobmarkt zu bleiben, sind innovative Ideen heute insgesamt wichtiger als früher.

Welchen Stellenwert hat innovatives Denken in Unternehmen?

Der überwiegende Anteil an Führungskräften findet Innovationen sehr wichtig, ist aber mit der Leistung in diesem Bereich deutlich unzufrieden. Es handelt sich zudem um ein Gebiet, das schwer zu managen ist. Aber: Ein kreatives Mindset hebt die Unternehmenskultur und die Chancen auf neue Produkte steigen. Wir alle stehen also vor der enormen Herausforderung, Chancen aufzudecken und diese zu ergreifen.

Worin unterscheidet sich innovatives Denken vom „normalen“ Denken?

Was man bei der Entwicklung von Ideen erreichen will, ist, Neues und Relevantes von Wert zu erdenken. Beim klassischen Brainstorming wird kritisiert, dass sich ungelenktes Denken wenig effektiv beim Erzeugen von Ideen zeigt. Demgegenüber verfolgt der Ansatz, wie wir ihn auch im Seminar „Systematisch-innovatives Denken mit 5 Tools“ einsetzen, eine strukturierte Denkweise, um zu innovativen Ideen zu gelangen. Damit können nach einem gewissen Schema systematisch Ideen erzeugt werden.

Welches sind diese Tools und wie sieht die Anwendung in der Praxis aus?

Es handelt sich um logische Operationen, wie Subtraktion oder Division, um 2 zu nennen. Man streicht eine Kernkomponente eines Produkts oder teilt Services in Bestandteile und reorganisiert ein überraschendes Element zurück in den Ablauf. Vor unserem geistigen Auge formen sich auf diese Art virtuelle Varianten, die uns auf weiterführende Gedanken und Ideen bringen. Am Beispiel des Sony Walkmans 1979 sah der Einsatz in der Praxis folgendermaßen aus: Um das Gerät kleiner zu machen, subtrahierten die Techniker die Lautsprecher und die Rekorderfunktion. Dafür fügten sie einen Kopfhörer hinzu und revolutionierten so die Art, wie Menschen Musik unterwegs hören.

Was sollte man jedenfalls beachten, damit die Suche nach guten Ideen gelingt?

2 Grundsätze sehe ich als besonders wichtig an: Ein Unternehmen sollte definieren, in welche Richtung es Ideen sucht. Auf diese Weise vermeidet es, in den freien Raum hinein nach Ideen zu suchen. Außerdem sollte ein Klima gefördert werden, in dem es erlaubt ist, auch verrückte Ideen auszusprechen, eine Atmosphäre, in der sich Leute trauen, aus sich herauszugehen. Wenn dazu auch der erste Rat berücksichtigt wird, werden die Ideen nämlich trotz eines offenen Klimas genug in die gewünschte Richtung hin entwickelt.

Zum Schluss: Haben Sie vielleicht noch einen Tipp für unsere Leser/-innen, wie innovatives Denken im Alltag leichter gelingt?

Zunächst sollte sich jede/-r bewusst sein: Ich bin kreativ und kann meine Kreativität durch Training auch steigern! Dann ist bereits viel gewonnen, wenn man sich bewusst Zeit nimmt, um neue Ideen zu finden. Hilfreich sind zudem Kreativitätsübungen und -methoden oder aber auch bestimmte Werkzeuge, wie sie zum Beispiel im oben genannten Seminar gelehrt werden.

(c) Picture People
DI (FH) Martin Amon, MSc, ist Trainer am WIFI Wien im Bereich Innovation und tätig als Freelance Consultant & Innovation Coach sowie Interim-Projektmanager. Seine Ambition ist, den/die ideale/-n Generalisten/-in im Spannungsbogen zwischen klassischem und digitalem Management zu formen.

Bildcredits: (c) tomertu – stock.adobe.com 

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