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Gute Führung bedeutet mehr, als Aufgaben zu delegieren und Ziele zu erreichen. In ihrem Gastbeitrag geht Top-ExecutiveCoach Sonja Schloemmer der Frage nach, warum heute ein neues Rollenverständnis von Führung gefragt ist.
Nicht nur ZukunftsforscherInnen beschäftigen sich mit der Frage, ob wir an einem Kreuzungspunkt angelangt sind, der alternative Ideen und Lebensentwürfe bringt. Oder tritt jetzt manches an die Oberfläche, das bereits vor der Pandemie da war und nur eines Steins des Anstoßes bedurfte?
Ausgelöst durch die Pandemie haben viele Menschen begonnen, den derzeitigen Lebensentwurf zu hinterfragen. Ist das Streben nach Materiellem der richtige Weg? Gleichsam haben die aktuellen Fragen des Klimaschutzes und andere wertebasierende Diskussionen an Gewicht gewonnen. Die Spanne reicht von Veganismus bis zum ökologischen Fußabdruck. Vor dem Hintergrund dieser schwelenden Zukunftsthemen müssen sich Unternehmen nun mit einer wichtigen Frage beschäftigen: Wie müssen künftig die Rahmenbedingungen gestaltet werden, um die neuen Arbeitswelten bewältigen zu können?
In meinen Führungskräfteseminaren steht stets die Frage auf der Tagesordnung, wie MitarbeiterInnen motiviert und an das Unternehmen gebunden werden können. Umgekehrt verlieren Unternehmen gute MitarbeiterInnen, weil diese die Führungskultur nicht positiv erleben. Und ganz offensichtlich greifen die angebotenen materiellen und immateriellen Anreize von Tag zu Tag kürzer.
Als Executive Coach erkenne ich hier einen klaren Trend: Je mehr versucht wird, Motivation zu kaufen, desto schwächer die Führung, desto bedrohter das Unternehmen. Immer mehr Menschen geben sich mit dem ökonomischen Tausch „Geld gegen Arbeitszeit“ nicht mehr zufrieden. Es geht vielmehr um das positive Erleben des Führungsalltages. Dazu müssen sich jedoch die Führungskräfte selbst verändern. Unser Konzept des Supportive Leaderships setzt Führungsethik voraus. Es geht um das Aussprechen und gegenseitige Anerkennen von Interessen, um Klarheit und auch um Konsequenz. Erfolgreiche Unternehmen besitzen ausgeprägte Formen einer Ergebnisüberprüfung kombiniert mit Klarheit, Konsequenz und Wertschätzung.
Was beinhaltet nun dieses neue Führungsverständnis?
MitarbeiterInnen sind nicht nur LeistungsträgerInnen, sondern vor allem Menschen. Daher muss eine Führungskraft auch authentisches Interesse an den Wünschen und Bedürfnissen der MitarbeiterInnen haben. Es geht darum, MitarbeiterInnen ernst zu nehmen und Interesse an ihrer Arbeit zu zeigen. Im nächsten Schritt stärkt die Führungskraft durch professionelles Feedback das Selbstwertgefühl der MitarbeiterInnen. Dabei sollte jede Gelegenheit zur Anerkennung, besonderer Leistungen und guter Ideen genutzt werden.
Besonders wichtig dabei ist Vertrauen – nicht nur bei der digitalen Führung im Homeoffice, dort bemerkt man „fehlendes Vertrauen“ nur schneller. Statt der permanenten Überwachung des Arbeitsprozesses müssen Führungskräfte emotionale und praktische Unterstützung geben, um bei schwierigen Aufgaben Lösungsmöglichkeiten zu finden. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter muss das Gefühl haben, dass ihre/seine Führungskraft für sie/ihn da und erreichbar ist.
Bei Supportive Leadership geht es um klare Kommunikation. Zuerst werden die Ziele und Aufgaben geklärt. Dann können die Führungskräfte den MitarbeiterInnen Hilfe und Unterstützung anbieten, sowie Orientierung und Rückhalt geben. Dies ist die gesunde Basis, um Ideen und Anstöße im gemeinsamen Dialog zu entwickeln. Moderne Führungskräfte unterstützen ihre MitarbeiterInnen, um bei schwierigen Aufgaben gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu finden. Um dies überzeugend umsetzen zu können, braucht es natürlich ganz andere Werte, Kompetenzen und ein völlig neues Rollenverständnis von Führung.
Bildcredits: © Worawut – stock.adobe.com (Titel)