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Lernen & Leben

Atem und Sprache: Bereit für den nächsten Auftritt!

Als Schauspielerin weiß Karin Yoko Jochum, wie wichtig unsere Sprache ist, wenn es darum geht, uns zu präsentieren. In ihrem Gastbeitrag erklärt sie, warum das so ist und verrät 3 Atemübungen, die eine gute Basis für jeden Auftritt bilden.

„Sprich, damit ich dich sehe“ schrieb einst Sokrates. Was kann er damit gemeint haben? In der heutigen Welt ist es wichtiger denn je, sich gut vorstellen und präsentieren zu können. Einen wesentlichen Einfluss darauf, ob das gelingt oder nicht, hat unsere Sprache.

Haben Sie sich schon einmal Gedanken über die Sprachen gemacht? Über das Sprechen an sich? Was ist eigentlich Sprechen? Ist Sprechen etwas Unbewusstes? Ist Sprechen etwas, das wir uns „nur“ automatisch angeeignet haben? Als Baby mit Lautäußerungen und Schreien und langsam bildeten wir unsere Sprache durch angelernten Wortschatz? Oder ist Sprechen doch viel mehr?

Im Klang der Stimme können wir die Empfindungen des Menschen erkennen. Wenn ich einen Menschen sprechen höre, kann ich seine Persönlichkeit dadurch erkennen, sehen und spüren. In der Sprache verkörpert der Mensch sein Inneres und wird dadurch für die Mitmenschen sichtbar, hörbar und spürbar. Auch jede Unsicherheit, Zweifel, Ängste, Blockaden, aber auch Freude, Zuversicht und Selbstsicherheit werden über die Sprache und Stimme transportiert.

Sprache ist also mehr als nur ein unbewusstes Etwas. Sprache ist unser Inneres, unser Wesen, unsere Erziehung. Alles was wir sind, erkennen wir durch unser Sprechen.

Um lenken zu lernen, welche Signale Sie über die Sprache und Ihre Körpersprache transportieren, gilt es, sich selbst kennenzulernen. Am Beginn steht also erst einmal die Fragen: Wer bin ich? Welche Blockaden, Ängste, Unsicherheiten habe ich, die ich unwissentlich durch meine Stimme und meine Sprache und Körpersprache der Umwelt mitteile? Und wie kann ich diese auflösen?

Der nächste Schritt ist ein Bewusstsein darüber zu bekommen, dass Atem, Stimme und Körpersprache zusammenhängen und mit einer Art Werkzeug bearbeitet werden können. Ziel ist es, die unbewussten Unsicherheiten und Ängste so in Schach zu halten, dass sie Sie nicht hindern oder dass sie im Idealfall ganz verschwinden.

Zuallererst ist dazu ein bewusstes Atmen zu erlernen. Denn ein entspannter, tiefer Atem erzeugt einen entspannten Körper und eine tiefe und kraftvolle Stimme.

Die folgenden drei Atemübungen helfen dabei, sich in Kürze zu erden und Ängste zu vermindern. Sie sind eine gute Basis zum Sprechen und gehören vor jedem meiner Auftritte zu meinem Grundrepertoire:

1. Ruheatmung/Bauchatmung

Pose:

Im Schneidersitz oder auf einem Stuhl aufrecht sitzen, Handrücken entspannt auf den Knien ablegen, Handfläche geöffnet nach oben.

Atmung:

TIEF EINATMEN (3 Sekunden), HALTEN (3 Sekunden), AUSATMEN (3 Sekunden)

Wiederholen, so lange Sie möchten.

2. Abwechselnde Nasenatmung

Pose:

Im Schneidersitz oder auf einem Stuhl aufrecht sitzen, nicht angelehnt und mit gerader Wirbelsäule.

Atmung:

Benutzen Sie den Daumen und den Ringfinger der rechten Hand, machen Sie ein “U” mit den zwei Fingern. Den Daumen verwenden, um den rechten Nasenflügel zu schließen und den Ringfinger, um den linken Nasenflügel zu schließen.

Schließen Sie den linken Nasenflügel, atmen Sie tief durch den rechten Nasenflügel ein – halten Sie den Atem – schließen Sie den rechten Nasenflügel und atmen Sie durch den linken Nasenflügel aus – halten Sie den Atem.

Jetzt atmen Sie durch den linken Nasenflügel tief ein – halten den Atem – dann schließen Sie den linken Nasenflügel und atmen durch den rechten Nasenflügel wieder aus – halten Sie an.

Wieder von vorne, atmen Sie tief durch den rechten Nasenflügel ein – halten Sie den Atem – schließen Sie den rechten Nasenflügel und atmen Sie durch den linken Nasenflügel aus – halten Sie den Atem.

Wiederholen Sie die wechselseitige Nasenflügelatmung für 3 bis 5 Minuten und achten Sie darauf, dass die Einatmung und die Ausatmung tief und komplett sind.

Am Ende tief einatmen, den Atem ein paar Sekunden anhalten, die rechte Hand sinken lassen und ausatmen.

3. Erweiterungsatmung

Pose:

Sitzend oder stehend

Atmung:

  1. Einatmung: Tief in den Unterbauch atmen und gedanklich den ganzen Körper mit der Atmung füllen.
  2. Einatmung: Tief in den Unterbauch atmen und gedanklich den Atem vom ganzen Raum holen und die Luft in sich aufnehmen. Dabei gedanklich über den ganzen Raum ausweiten.
  3. Einatmung: Tief in den Unterbauch atmen und dabei gedanklich den Atem vom Umkreis von 100km/1000km holen und die Luft in sich aufnehmen. Dabei gedanklich wieder ausweiten.

Und Auftritt!


Gastautorin Karin Yoko Jochum ist Schauspielerin und Dozentin für Atem, Sprechen und Körpersprache, u.a. an der Werbe Akademie des WIFI Wien.

Mehr über Karin Yoko Jochum: www.karinyokojochum.com

Bildcredits: © alesmunt-stock.adobe.com (Titel)

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