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Wie die Börse und der Wertpapiermarkt ticken, weiß Mag. Gerald Siegmund, Vorstandsvorsitzender der FAME Investments AG. Wir möchten von ihm wissen, welche Fehler man als EinsteigerIn besser vermeidet, woher die Scheu vieler vor der Börse kommt und welchen Rat er Neo-AnlegerInnen mit auf den Weg gibt.
Herr Siegmund, nehmen wir an, ich hätte etwas Geld übrig und möchte dieses in Wertpapieren anlegen. Was würden Sie mir als Erstes raten?
Zuallererst sollte man sich selbst als InvestorIn kennenlernen. Wer weiß, warum und wofür er anlegen möchte, kann viel leichter sein Anlageuniversum einschränken und passende Wertpapiere finden. Also fragen Sie sich: Wofür möchte ich das Kapital wann verwenden? Welches Risiko möchte ich eingehen? Was ist mir bei der Geldanlage besonders wichtig – z.B. Liquidität, Nullrisiko oder Nachhaltigkeit?
Wann sind Wertpapiere eine sinnvolle Anlageform?
Aktien und Co. sind genauso ein Vermögenswert wie Bargeld. Entscheidend ist, welche Widmung, also welcher Verwendungszweck, hinter den einzelnen Werten steht. Das Geld für den nächsten Urlaub in Aktien anzulegen, macht genauso wenig Sinn, wie mit 20 die Pensionsvorsorge im Sparschwein zu sammeln. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld ist eine Veranlagung in Wertpapieren de facto unumgänglich, möchte man auch nur die Kaufkraft seines Vermögens erhalten. Allerdings gilt es zu bedenken, dass in Wertpapieren angelegtes Geld nicht täglich fällig ist.
Woher kommt die Scheu, die viele Menschen dennoch davon abhält, ihr Geld an der Börse anzulegen?
Woran denken wir, wenn wir Börse hören? Meist fallen uns Berichte über Crashes und Dramen am Aktienmarkt ein. Ganz einfach, weil sich daraus gute Schlagzeilen machen lassen. Über die Jahre holen die Gewinne die Verluste mehr als nur auf. Aber das geschieht langsam, Börsentag für Börsentag, und ist den wenigsten bewusst. Wenn man sich ausrechnet, was man in den letzten Jahren am Sparbuch durch Inflation verloren hat, stellt sich die Frage, ob man sich nicht vielmehr davor fürchten sollte.
Was sind die 3 größten Fehler, die man am Anfang unbedingt vermeiden sollte?
- Nicht investieren.
- Sich am Beginn zu wenig mit dem eigenen Anlageziel und der persönlichen Anlagestrategie befassen.
- Verkaufen in der Krise.
Stichwort Krise: Welche Rolle spielt die Psychologie dabei?
Der größte Risikofaktor in der Geldanlage ist man selbst. Neben grundlegenden Kapitalmarktkenntnissen ist das Wissen über Wirkungsweisen unseres Denkens und Empfindens in Sachen Geld maßgeblich für den Anlageerfolg. Auch der Umgang mit Informationen, also den Medien, ist entscheidend. Denn die Finanzpsychologie zeigt: Mit einem Anstieg der Informationsmenge kann sich die Entscheidungsqualität verschlechtern. Wer also präventiv sein Krisenverhalten durchdenkt und Verhaltensrichtlinien definiert, trifft klar bessere Anlageentscheidungen.
Was sollte man immer bedenken?
Es gilt allgemein der Grundsatz, dass mehr Ertrag nur mit einem Mehr an Risiko erzielt werden kann. Das heißt nicht, dass man sein Geld wie quasi im Casino aufs Spiel setzt. Umsichtig vorgegangen, kann man schöne Erträge bei einem überschaubaren Risiko erzielen. Wird jedoch ein hoher Ertrag bei niedrigem oder keinem Risiko versprochen, ist höchste Vorsicht geboten!
Das Seminar „Börse- und Wertpapierwissen für Einsteiger/-innen“ richtet sich an PrivatanlegerInnen, die einen ersten Eindruck über die Börsewelt und Finanzmärkte erlangen wollen. Was dürfen sich die Teilnehmer/-innen erwarten?
Man bekommt von Profis kompaktes Finanz- und Börsewissen vermittelt – und das in entspannter Atmosphäre am Hubertussee bei Mariazell. Jede/-r TeilnehmerIn ist nach diesem Einstiegsseminar mit den nötigen Grundlagen und wertvollen Tipps ausgestattet, um sich selbst ins Börsengeschehen einzubringen, die ersten Schritte am Kapitalmarkt mit Erfolg zu meistern und nicht allzu leicht das Opfer diverser FinanzjongleurInnen zu werden.
Zum Abschluss: Haben Sie noch einen Rat für angehende AnlegerInnen?
The trend is your friend – until the end! Auf den zweiten Teil dieser alten Börsenweisheit wird leider allzu oft vergessen. Denn: An den Börsen ist zwar – wie im Lotto – alles möglich, aber im Gegensatz dazu ist hier nicht nur einfach Glück erforderlich, um seinen Gewinn auch zu erzielen.
Bildcredits: © Akos Stiller/Wiener Börse AG (Titel)