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sagt der Sachbuch-Autor, Linguist, pädagogische Psychologe und ausgebildete Schauspieler Dr. Carl Naughton. Er hat an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln geforscht und gelehrt, ist Gründer der Braincheck GmbH und Mitglied des 2016 gegründeten „Merck Curiosity Council“ des Pharmazie- und Technologieunternehmens Merck KGaA, das zum Thema Neugier forscht. Auf dem Kongress für Training und Weiterbildung am WIFI Wien hielt er am 27. Mai die Keynote „Neugier – der Docht in der Kerze des Lernens“. Er sprach zu Neugier als Voraussetzung für Lernen und als wesentlichem Faktor, um mit Veränderung und Unsicherheit umzugehen und erklärt, wie man Neugier fördern und trainieren kann. Wir haben ihm drei Fragen gestellt:
Ist Neugier eine Voraussetzung für Lernen?
Kinder, die im Alter von drei Jahren schon ein ausgeprägtes Neugierverhalten an den Tag legen, schneiden mit elf Jahren bis zu zwölf Punkte höher in Intelligenztests ab. Sie wenden sich per se eher neuen und unbekannten Reizen zu, und sind dabei ausdauernder im Erkunden und im Sammeln neuer Informationen. Ihre motivationale und kognitive Auseinandersetzung mit Neuem ist anhaltender und dadurch positiver besetzt. Neugier hilft auch bei der Gedächtnisbildung. Charan Ranganath und KollegInnen schauten, wie gut sich die TeilnehmerInnen eines Versuchs nach ein paar Wochen an die Antworten auf die 40 dort gestellten Fragen erinnern konnten. Wenn die Neugier der TeilnehmerInnen, die Antwort auf eine bestimmte Frage aus dem Spiel wissen zu wollen, angeregt wurde, hatten sie die Informationen auch besser behalten.
Gibt es einen Unterschied bei dem Thema zwischen Erwachsenen und Kindern?
Entscheidende Teile der Intelligenz sind einerseits das Lernen aus Erfahrungen und andererseits das Sich-Anpassen an ständig im Fluss befindliche situative Anforderungen. Es ist schwer, sich hohe Intelligenz ohne mindestens einen geringen Anflug von erhöhter Neugier vorzustellen. Diese beinhaltet nämlich auch die Fähigkeit, mit Neuheit und Unsicherheit umzugehen und neue Probleme zu lösen, indem man sich für vielfältige Ideen, Perspektiven und Lösungsansätze interessiert und begeistert.
Wie können es Trainer/-innen schaffen, bei Teilnehmer/-innen Neugier für ihr Thema zu wecken?
Beispielsweise mit der Questions Formulation Technique. Das ist eine Methode, die das Verhältnis von Frage und Antwort auf den Kopf stellt. Ihr Ziel: Die Menschen formulieren zu einem Thema oder einer Aussage eine Vielzahl von Fragen, die sie gerne beantwortet hätten. Das scheint auf den ersten Blick fast trivial. Tatsächlich ist es eine der sichersten Techniken, um den Kopf davor zu bewahren, zu schnell dicht zu machen. Denn wenn wir mit einer Frage beginnen und nach Antworten suchen, muss der Geist fokussieren. Das Denken wird eng. Wenn wir aber Fragen entwickeln, schweifen wir in die Breite, hinterfragen einzelne Wörter oder Vorannahmen. Das öffnet das Denken. Und ein zweiter aparter Effekt ist, dass eine Frage eine Leerstelle im Hirn erzeugt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Hirn diese Leerstelle schließen will, die Antwort wissen will. So werden die eigenen Fragen plötzlich zum Lernimpuls.
Kongress für Training und Weiterbildung 2021
Der Kongress für Training und Weiterbildung des WIFI befasste sich heuer mit der Zukunft des Lernens und fand – Corona-bedingt – erstmals kompakt als Online Live-Veranstaltung statt. Die bewährten Elemente des Kongresses blieben dabei bestehen: Am 26. Mai konnten Kongress-TeilnehmerInnen beim Vorabendprogramm, dem Trainer-Slam, von zu Hause aus für die beste Performance stimmen. Am Kongresstag, dem 27. Mai, zeigten erfolgreiche TrainerInnen und LENA-Award-GewinnerInnen in ihren Online-Workshops aktivierende und Best Practice-Beispiele – heuer aus der der digitalen Lernwelt. Persönlicher Austausch mit Vortragenden und KongressteilnehmerInnen war mittels wonder.me in Online-Räumen möglich. Alle Informationen zum Kongress finden Sie auf wifi.at/trainingskongress
Bildcredits: © Elnur – stock.adobe.com (Titel)