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Kriterien wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung spielen bei Investmententscheidungen eine immer größere Rolle. Immer mehr Anlageprodukte werben daher mit ESG-Kriterien. Wem E (Environment), S (Social) und G (Governance) gleichermaßen ein Anliegen sind, sollte sich das Thema „Mikrofinanz“ näher ansehen, weiß Finanzexpertin Alexandra Bolena. In ihrem zweiten Gastbeitrag erklärt sie, welche Möglichkeiten Investments in Mikrofinanzfonds bieten.
Mikrofinanzfonds werden von vielen AnlegerInnen, denen Nachhaltigkeit und Impact ein Anliegen sind, als eines der geeignetsten Investments angesehen, um „wirkliche“ Verbesserung zu bewirken. Doch was sind Mikrofinanzfonds eigentlich? Wie funktionieren sie genau, welche Risiken bergen sie und worauf muss ich als interessierte/-r AnlegerIn achten?
Wie funktioniert Mikrofinanz
Mikrofinanzfonds finanzieren – meist im globalen Süden – viele kleine Unternehmen. Menschen, denen „normale Banken“ keinen Kredit geben, können sich mithilfe Ihres Investments in einen Mikrofinanzfonds also ein eigenes kleines Business aufbauen und damit ein lebenswertes Leben.
Bei Mikrokrediten betragen die vergebenen Kreditsummen in der Regel 20 bis 1500 US-Dollar. Die höchsten Beträge werden in Ost- und Südosteuropa sowie Zentralasien vergeben, die niedrigsten in Afrika.
Mikrokredit – Mikrofinanzinstitut – Mikrofinanzfonds
Das System hinter der Mikrofinanzidee ist eine vielgliedrige Kette, in der Sie als PrivatanlegerIn jedoch die wichtigste Rolle spielen. Denn Sie sind der/die GeldgeberIn und beteiligen sich mit Ihrem Geld an einem Mikrofinanzfonds, der das Geld dann an Mikrofinanzinstitute weiterleitet.
Die Mikrofinanzinstitute sind in der Regel dezentral, also direkt vor Ort angesiedelt. Der Mikrofinanzfonds selbst ist eine Rechtsgesellschaft – für mitteleuropäische AnlegerInnen nach EU-Recht strukturiert – die von einer Bank oder einer Kapitalanlagegesellschaft betrieben wird. Der Fonds ist somit das Sammelbecken für das Geld der AnlegerInnen und verleiht Ihr Geld weiter an regionale Mikrofinanzinstitute. Diese unterstützen wiederum Menschen, die über traditionelle Wege keinen Zugang zu einem Kredit hätten. So werden der Kauf einer Kuh oder Ziege, die Anschaffung einer ersten einfachen Landmaschine für einen Kleinbauern, der Kochwagen einer Straßenköchin oder die Nähmaschine einer Ein-Frau-Schneiderei finanziert. Das Ziel ist klar: Empowerment! Oft werden gezielt Frauen gefördert, um deren finanzielle Unabhängigkeit sicherzustellen.
Mit welcher Rendite Sie rechnen können
Konnten Sie vor ein paar Jahren als PrivatanlegerIn noch mit rund drei Prozent Rendite bei einem Mikrofinanzfonds rechnen, sank die Renditeerwartung ab 2016 auf um die 1,5 Prozent.
Mikrofinanzfonds versprechen also bescheidene, aber relativ sichere Renditen und das ohne allzu großes Ausfallsrisiko. Die Ausfallquote für Kleinkredite liegt im langjährigen Schnitt unter fünf Prozent und hat sich auch in Zeiten der Pandemie grosso modo nicht verändert. Sicher ist jedenfalls, dass Sie mit Ihrem Investment neben der finanziellen auch eine ideelle Rendite erwirtschaften. Eine kleine Portfoliobeimischung für an Nachhaltigkeit interessierte AnlegerInnen kann also kaum schaden.
Impact Investing über Mikrofinanz-Dachfonds
Mikrofinanzfonds dienen als Initialzündung für ökonomisches Wachstum, sind aktuell in Österreich aber nur über Dachfondskonstruktionen investierbar. Aber so können Sie Ihr Risiko immerhin streuen und haben die Möglichkeit, an mehreren der großen Fonds – und damit auch an Megatrends – zu partizipieren: „Empowerment“ – auch und gerade für Frauen – „Optimierung der Landnutzung“ und „Emerging Markets“.
Gastautorin Mag. Alexandra Bolena betreut seit über 20 Jahren institutionelle Anleger zum Thema „Alternative Investments“. In den letzten Jahren liegt dabei der Schwerpunkt klar auf nachhaltigen Angeboten. Wissenstransfer zu ESG/SRI/Impact Investing, Lobbying, sowie Beratung und Introducmentservices für Assetmanager und Assetowner sind Angebote der auf „sustainable finance“ spezialisierten Unternehmensberaterin. Im August 2021 erschien Alexandra Bolenas Buch „Nachhaltig Investieren für Dummies“.
Bildcredits: © vegefox.com – stock.adobe.com