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Das Lernen aus Krisen wird für Organisationen zunehmend wichtiger. In seinem Gastbeitrag erklärt Unternehmensberater Mag. Alois Schrems, welche Schritte nötig sind, damit die Chancen, die mit Krisen einhergehen, auch tatsächlich genutzt werden können.
Egal, was kommt: Wer resilient ist, bleibt
„Bad companies are destroyed by crisis, good companies survive them, great companies are improved by them!“ Das Zitat von Andrew Grove, dem früheren CEO von Intel, zeigt, um was es geht: Eine Krise sollte nicht nur „überlebt“ oder gerade so überstanden werden. Es sollten besonders die Chancen, die ein „neues Normal“ bietet, genutzt werden. Das kann etwa ein verändertes Nachfrageverhalten sein, ein Push der Technologien oder der Fokus auf eine agile Produktinnovation.
Wie geht man vor, um resilient zu werden?
Der erste Schritt weist nach außen: Das Umfeld wird nach Resilienzkriterien analysiert. Der zweite Schritt erhebt das Innen: Wie stark ist Resilienz in der Organisation bereits ausgeprägt? Wo besteht konkreter Handlungsbedarf? Welche Maßnahmen können definiert werden? Der dritte Schritt leitet die Implementierung ein: Es gilt, Krisen frühzeitig zu erkennen und Resilienz aufzubauen. Die Basis dafür sind Resilienzmodelle und Normen, die als Orientierung dienen.
Im Einklang mit der Strategie
Unternehmens-Resilienz bzw. Resilienz-Management ist keine Stand-Alone-Lösung. Sie folgt als Policy der Unternehmensstrategie und nutzt oder adaptiert Vision, Mission, Werte und den Zweck (Purpose) des Unternehmens. Gleichzeitig braucht es Personen, die das Thema treiben: Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten sowie Ressourcen für strategische Initiativen aus dem Resilienz-Management müssen zugewiesen und sichergestellt werden. Wesentlich ist, dass der Nutzen und die Ergebnisse der Resilienz-Policy und -strategie transparent kommuniziert werden, damit die Belegschaft das Ganze auch mitträgt. Bei der Implementierung ist es wichtig, die Art des Monitorings und der Evaluierung festzulegen, damit der Fortschritt der Umsetzung auch überwacht werden kann.
Viel Aufwand – was bringts?
Unternehmen, die an ihrer Resilienz arbeiten, erkennen Veränderungen oder Krisen in ihrer Umgebung schneller und reagieren agiler darauf. Sie haben die Skills und die Unternehmenskultur, Krisen zu absorbieren, sich zu adaptieren und bei Bedarf auch zu transformieren, ein anderes Unternehmen zu werden und dabei zu wachsen. Wer diese Fähigkeiten und die nötige Agilität nicht besitzt, verschwindet in Zeiten der Volatilität schnell und leise von der Bildfläche. Resilienz hingegen sichert die langfristige Existenz sowie das Wachstum.
All die Resilienz-Fähigkeiten, die eine Organisation zur Krisenbewältigung erlernt, sind zudem keine „stranded Investments“. Vor dem Hintergrund eines weiterhin volatilen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfelds sind sie vielmehr eine solide und überlebensnotwendige Basis für die erfolgreiche Bewältigung der Zukunft.
Auf zur „Resilienzkultur“
Nicht nur „die Organisation“, sondern vor allem die Mitarbeitenden brauchen ein Verständnis von Resilienz-Management: Neue Technologien, globaler Konkurrenzkampf und Innovationsdruck führen zu einer Steigerung der Wirtschaftlichkeit in allen Bereichen, wodurch es auch zu einer allgemeinen Arbeitsintensivierung kommt. All das stellt eine Herausforderung für die psychische Widerstandsfähigkeit und Gesundheit von Beschäftigten dar. Resilienz ist also auch zutiefst systemisch zu sehen. Menschen mit guter personaler Resilienz bringen diese Kompetenz in Teams und Organisationen ein und stärken diese dadurch.
Vor allem überstandene Krisen – und die damit einhergehenden Chancen – können Lerneffekte für Führungskräfte wie Mitarbeitende bieten. Die Erfahrungen und systemischen Lerneffekte sind hilfreich für die zukünftige Risikoeinschätzung und Resilienzstärkung. Daher ist es sinnvoll und wichtig, nach solchen Ereignissen das Geschehene gemeinsam zu reflektieren, um Schlüsse für eine resiliente Zukunft zu ziehen.
Gastautor Mag. Alois Schrems ist gelernter Volkswirt und Geschäftsführer der Unternehmensberatung Resilience Consult. Zu den beruflichen Stationen seiner Laufbahn zählen die Arbeiterkammer Wien, die Regulierungsbehörde RTR und Telekom Austria, wo er mehrere Leitungspositionen in den Bereichen Kommunikation und strategisches Management innehatte.
Bildcredits: © Kiattisak/Stock.adobe.com