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Management und Führung

Nutzen und Risken der KI im Projektmanagement

In der heutigen digitalen Welt, ist künstliche Intelligenz (KI) zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Unternehmen geworden. Aber ist das im Projektmanagement auch so? Projekte verstanden als temporäre Organisationen oder als neuartige, komplexe Aufgabe, benötigen kreatives Denken und neue Wege, weiß Christian G. Majer, Experte für integrative Unternehmensführung und vernetzte Managementsicht. In seinem Gastbeitrag erfahren Sie u. a. wie die KI im Projektmanagement dienlich sein kann.

KI liefert schnelle Lösungen aus der Vergangenheit

Chat GPT oder andere Formen künstlicher Intelligenz können in Windeseile unzählige Datenbanken durchforsten und solide Auswertungen erstellen. Wohl gemerkt basierend auf bisherigen Erfahrungen, Berichten und Dokumenten. Damit kann sich ein/e Projektleiter:in einen schnellen Überblick zu einem Thema verschaffen. Lösungen für neuartige Fragestellungen muss man aber mit Skepsis betrachten, da KI die Vergangenheit extrapoliert und linear fortschreibt. Hier ist Humane Intelligenz gefragt. Es geht um das Einschätzen und Abschätzen von Machbarkeit. Als Inspiration können Vorschläge der KI jedenfalls sehr gut dienen. Je neuartiger und einzigartiger ein Projekt sich darstellt, desto schwieriger wird der Erkenntnisgewinn mit KI ausfallen. Wenn alle Quellen über Informationen von weißen Schwänen verfügen, kann dies wenig zum Thema „schwarzer Schwan“ beitragen.

Menschliche Expertise ist gefragt

Es ist eine Frage der Datenqualität, auf die KI oder Expertensysteme zugreifen, aber nicht nur. Daher muss man unterscheiden, ob die KI auf eigene, kontrollierte Erkenntnisse im Sinne von Lessons Learned aus Projekten zugreift oder sich im WWW bedient und dadurch auch jeder Menge Fake-News ausgesetzt ist. Ein:e Projektleiter:in ist also gemeinsam mit dem Projektteam gefordert die Plausibilität der Vorschläge kritisch zu bewerten. Es gilt einerseits seinem organisatorischen Gedächtnis zu vertrauen und gleichzeitig zu misstrauen und andererseits zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Erfahrene Projektleiter:innen machen das schon immer so. Sie koordinieren und führen die Expert:innen im Team, die man metaphorisch als „Hunderter-Nägel“ betrachten kann, mit sehr viel Tiefgang in einem Spezialgebiet. Und selbst agieren sie als Reißnägel mit sehr unterschiedlichem Fachwissen, aber mit wenig Tiefgang, dafür mit einer großen Oberfläche, ergänzt durch Methoden- und Sozialkompetenz. Letztentscheidungen können bzw. sollen daher nie einer KI überlassen werden.

KI ist unkreativ, humorlos und ohne Ethik

In mindestens drei Aspekten sind wir Menschen der KI überlegen. Wir haben Humor, können Witze reißen, ironisch, gar sarkastisch kommunizieren. Diesen Unterschied erkennt KI nicht. Insofern sind automatisch erstellte Protokolle aus Online-Meetings zwar sehr praktisch, aber nicht reviewt auch sehr gefährlich. Quer-Denken, Herumspinnen oder Out-of-the-Box Solutions, die gerade in der agilen Welt und New Work so einen großen Stellenwert einnehmen, kann KI gar nicht leisten. Menschliche Assoziationsleistungen und Kreativität funktionieren besonders gut – unter den richtigen Rahmenbedingungen wohl gemerkt – in Teams. Insofern wird genau das was in Projekten so relevant ist, nämlich neue Wege zu er-finden, sich Innovatives aus-zudenken, von KI nicht besetzt werden. Das heißt Menschen werden aus diesen Funktionen nicht verdrängt. Ein weiteres Manko der KI sind Vorurteile und Diskriminierungen auf Basis der vorhandenen Datenlage, impliziter Rassismus, Sexismus und Frauenfeindlichkeit. Ein ethisch, moralisches Bewusstsein lässt sich in der KI auch nicht finden, was seit einiger Zeit aus der Forschung zum autonomen Fahren bekannt ist. Letztendlich bleibt die Verantwortung beim Menschen, einerseits, welche Algorithmen programmiert werden und andererseits, welche Entscheidungen von dem:r Projektleiter:in konkret getroffen werden.

Fazit: Auch der Taschenrechner galt einmal als Risiko, wenn man das Ergebnis für bare Münze nimmt und keine Ahnung hat, ob die Zehnerpotenz stimmen kann oder nicht. Das gilt auch beim Einsatz von KI im Projektmanagement: Es ist ein sehr nützliches Werkzeug – eine gute Ergänzung, die manche Erleichterungen mit sich bringt. Dennoch: A Fool with KI is still a Fool. Und zwar ein gefährlicher Narr.

© Weinwurm
Dr. Christian G. Majer, zPPMC (IPMA), PcE (TÜV A) ist Leiter des The Performance Institute majer-rejam, Experte für integrative Unternehmensführung und vernetzte Managementsicht. Der zertifizierte Projektmanager ist auch europäischer Strategieberater BUNT (BWK), systemischer Coach (Heidelberger Institut für Systemische Forschung und Beratung) und TQM Assessor nach AFQM (Quality Austria) sowie Lektor an der FH Campus Wien und WU Wien.

Bildcredits: © Violeta Stoimenova – iStock.com

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